Der NS-Dozentenbund

Der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund (NSDDB) war eine der NSDAP unterstellte Vereinigung von Lehrkräften an den deutschen Hochschulen, die aus dem Deutschen Lehrerbund hervorgegangen war.

Im Zuge der Umstrukturierungen der Hochschulen 1933 wurde auch veranlasst, sämtliche Lehrkräfte in einer Dozentenschaft zuammenzufassen. Die Dozentenschaft war nach dem "Führerprinzip" organisiert, wobei die Privatdozenten an der Spitze standen und den mächtigen Ordinarien ein Gegengewicht bieten sollten.[1] Die Dozentenschaft sollte die deutschen Hochschulen im Sinne des Nationalsozialismus verändern, war für diesen Zweck an personellen Entscheidungen beteiligt. Der Betritt in die Dozentenschaft war für neu angestellte Lehrer verpflichtend.[2]

Im Juli 1935 wurde der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund gegründet, der nach und nach die Dozentenschaft ersetzte und als Instrument diente, die Parteiinteressen an den Hochschulen zu vertreten. Der Dozentenbund wurde vom Reichsdozentenführer Walter Schultze geleitet. Später wurden die unterschiedlichen regionalen Dozentenbunde in Gaue gegliedert und zum Gaudozentenbund zusammengeschlossen, wodurch sie überregional agieren konnten.[3]

Aufgabe des NSDDB war es, Weltanschauung und politische Gesinnung bei der Anstellung eines Dozenten zu prüfen, die "bürgerlich-liberale Bildungswelt" zu unterwandern und Forschung in den Dienst des Nationalsozialismus zu stellen.[4]

Aufgrund von Überschneidungen der Aufgabenbereiche von NSDDB und des Reichsministerium für Wissenschaft Erziehung und Volksbildung kam es immer wieder zu Konflikten. Häufig wurden durch den NSDDB Lehrkräfte bevorzugt, denen es an fachlichen Qualifikationen mangelte, da die politische Gesinnung im Vordergrund stand, während das Erziehungsministerium eher qualifizierte Fachkräfte bevorzugte.[5] Die geheime und anonyme Prüfung der politischen Gesinnung durch den NSDDB verzögerte die Einstellungsverfahren für neue Dozenten, denen dabei keine Chance zur Verteidigung gegeben wurde.[6]

Das zuständige Reichsministerium entschied häufig über die Köpfe der Dozentenbundführer hinweg und arbeitete enger mit den jeweiligen Hochschulrektoren zusammen, um weitere Verzögerungen und Diskussionen zu vermeiden. So blieb der Einfluss des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes an den Hochschulen und auch der TH Berlin eher gering.[7]

[1] Nagel: Der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund; S. 117f.
[2] Baganz: Diskriminierung; S. 38
[3] Nagel; S. 119f.
[4] Ebd.; S. 120
[5] Ebd.; S. 121
[6] Ebd.
[7] Ebd.; S. 131

Literatur

Baganz, Carina: Diskriminierung, Ausgrenzung und Vertreibung. Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozialismus, Berlin 2013.

Nagel, Anne Christine: "Er ist der Schrecken überhaupt der Hochschule" - Der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund in der Wissenschaftspolitik des Dritten Reichs, in: Universitäten und Studenten im Dritten Reich. Bejahung, Anpassung, Widerstand, hrsg. von Joachim Scholtyseck, Christoph Studt, Berlin 2008, S. 115-132.