Willi Willing – Der verlängerte Arm der NSDAP an der TH Berlin

8.2.1907–20.11.1983

Bild fehltWilli Willing, ca. 1937, Archiv der TU Berlin, Sign.: 601-756

Willi Willing wurde 1907 in Berlin als Sohn eines protestantischen Werkzeugdrehers geboren. Schon im Alter von 16 Jahren begann Willing sich politisch zu engagieren und trat dem Jungdeutschen Orden bei. Im Jahr 1926 schrieb er sich für ein Studium der Elektrotechnik an der TH Berlin ein, das er 1931 als Dipl.-Ing. abschloss. 1927 trat er dem nationalsozialistischen Studentenbund bei, 1928 wurde er Mitglied der NSDAP. Nach einer zweieinhalbjährigen Mitgliedschaft in der SA wechselte Willing 1931 in die SS, in der er 1939 den Rang eines Sturmbannführers erhielt. 1942 wurde er Hauptabteilungsleiter im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt sowie Führer der Fachgruppe Bauwesen der Waffen-SS.[1]


Karriere an der TH Berlin

An der TH Berlin betätigte sich Willing als Denunziant für die NSDAP und verfasste im Auftrag der Partei sowie des SS-Sicherheitsdienstes politische Gutachten über das Lehrpersonal und andere Angestellt.[2] Willi Willing wurde im Oktober 1933 zum Führer der schuleigenen Dozentenschaft ernannt. Schon im nächsten Jahr beförderte man ihn in die Position des Gebietsleiter des NS-Dozentenbundes. Damit unterstanden ihm sämtliche Dozentenbünde der Hochschulen im Bereich Berlin und Brandenburg. Willing promovierte 1935 mit einer Dissertation Die Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung des Haushalts. Eine elektrizitätswirtschaftliche Studie unter Berücksichtigung der Kochstromversorgung.[3] Sein Doktorvater war Ernst Storm, der von 1938 bis 1942 das Amt des Rektors der TH Berlin ausübte. Storm wurde schließlich, auf Willings Geheiß, wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Dienst entlassen.[4] Im Jahr seiner Promotion erhielt Willing eine Beförderung zum Gaudozentenbundführer und bekam eine Stelle als Oberingenieur an der TH. Dazu übernahm er nebenberuflich ein Referendariat in der Forschungsabteilung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM), das er zwei Jahre lang absolvierte. 1937 erhielt Willing eine außerordentliche Professur an der TH Berlin, weswegen ihm auch drei Jahr später der Titel des „persönlichen Ordinarius der Elektrizitätswirtschaft" zugesprochen wurde.[5] Er wurde 1942 zum SS-Hauptsturmführer sowie Hauptabteilungsleiter beim SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt ernannt und schon nach einem Jahr zum höheren Dienst als SS- und Polizeiführer nach Krakau abberufen. Aus Unterlagen geht hervor, dass Willing hierbei auf dem Gelände des KZs Lublin-Majdanek die Aufsicht über den Bau einer Windkraftanlage gehabt haben soll und eigentlich für den Posten der Hauptleitung des Konzentrationslagers vorgesehen war.[6] Die letzte Erwähnung Willi Willings in den Unterlagen der TH Berlin findet sich in Zusammenhang mit der Vergabe von Forschungsaufträgen, bei denen er ab Ende Dezember des Jahres 1944 die „kriegswichtigen Forschungsarbeiten im naturwissenschaftlichen und technischen Sektor“ (zusammengefasst unter dem Kennwort „Sonderforschung“), an der Wehrtechnischen Fakultät der TH Berlin durchführen sollte.[7]


Nach dem Krieg

Mit der Niederlage der Nationalsozialisten Deutschlands endete auch die Karriere des Prof. Dr. Ing. Willi Wiling an der TH Berlin. 1945 wurde er fristlos aus allen Ämtern entlassen und arbeitete anschließend als Diplomingenieur an verschiedenene Orten. Er starb 1983 im Ruhestand in Berchtesgaden.[8]

[1] Baganz: Diskriminierung; S. 66
[2] Hachtmann: Wissenschaftsmanagement; S. 279
[3] Grüttner: Biographisches Lexikon; S. 183
[4] Baganz; S. 57
[5] Grüttner; S. 183
[6] Baganz; S. 67
[7] Schmaltz: Kampfstoff-Forschung; S. 177
[8] Grüttner; S. 183


Literatur

Baganz, Carina: Diskriminierung, Ausgrenzung und Vertreibung. Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozialismus, Berlin 2013.

Grüttner, Michael: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004.

Hachtmann, Rüdiger: Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“. Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Göttingen 2007.

Schmaltz, Florian: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie, Göttingen 2005.